Pressestatement
8. Mai 2003

25 Jahre „Forum Katholische Seniorenarbeit”
– bisher „Katholisches Altenwerk” in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

 

Ein Grund zum Feiern und eine Herausforderung für die Zukunft

Vor 25 Jahren wurde unter der Leitung von Weihbischof Franz Josef Kuhnle das katholische Altenwerk In der Diözese Rottenburg-Stuttgart gegründet. Schon damals wurde die gegenseitige Information und Anregung der Mitglieder sowie die Koordination der verschiedenen Aktivitäten als Ziel vorgegeben. Es ging um die Weckung der Eigenverantwortung der Aktivitäten älterer Menschen und ein Forum echter Zusammenarbeit, gemeinsamer Verantwortung und Weiterentwicklung der Arbeit mit Senioren.

Ein weiter Weg wurde zurückgelegt. In 25 Jahren setzen sich in der ganzen Diözese Zehntausende Frauen und Männer ehrenamtlich in nicht zählbaren Arbeitsstunden solidarisch für und mit Senioren ein. Sie engagierten und engagieren sich in seelsorgerischer Begleitung, Besuchsdiensten, Freizeiten, Altennachmittagen, Bildungsveranstaltungen oder auch im politischen Bereich.

Im Jahre 2000 vollzog das Altenwerk einen Namenswechsel. Der neue Name „Forum Katholische Seniorenarbeit” zog einen Diskussionsprozess und eine veränderte Ausrichtung nach sich. Aus dem „Werk” (das für ein Wirken steht) wurde mehr ein „Forum”: eine Plattform zum Austausch verschiedener Kooperationspartner - mit dem klaren Auftrag, sich politisch für die Generationen einzubringen. Mit Stolz können wir auf die bisher geleistete Arbeit zurückschauen, ohne die Augen vor der den anstehenden Aufgaben zu verschließen.

Neue Aufgaben

Diese neuen Aufgaben haben vor allem mit der demografischen Entwicklung zu tun. Noch nie hat es in der Geschichte der Menschheit einen so großen Anteil älterer Menschen gegeben wie heute. Der Anteil der über 60-Jährigen in Deutschland lag im Jahre 2000 bei 23 Prozent und wird im Jahr 2020 voraussichtlich bei 28,5 Prozent liegen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt derzeit 74,4 Jahre bei Männern und 80,6 Jahre bei Frauen. Innerhalb der Gruppe der über 60-Jährigen wird vor allem die Zahl der Hochbetagten, über 80 Jahre alten Menschen überproportional zunehmen. Lebten im Jahr 2000 ca. 3 Millionen Hochbetagte in Deutschland, so werden es im Jahre 2020 voraussichtlich mehr als 5 Millionen sein. Gleichzeitig sinkt aufgrund des starken Geburtenrückgangs der Anteil der jungen Menschen. Die Bevölkerungspyramide wird also auf den Kopf gestellt. Die Politik hat auf diese sich abzeichnende dramatische Entwicklung noch kaum angemessen reagiert. Dabei steht gerade in der Sozialpolitik die Uhr auf 5 vor 12.

Tendenzen in der kirchlichen Seniorenarbeit
Die traditionellen Altenclubs in den Kirchengemeinden dünnen aus, die Verantwortlichen scheiden aufgrund des Alters und der Krankheiten aus. Der Nachwuchs, der die Leitung übernehmen könnte, fehlt. Aber auch die Bedürfnisse der Senioren haben sich in den vergangenen 25 Jahren stark gewandelt. Aufgrund der demografischen Entwicklung und den verschiedenen Lebensbiografien ist es nötig, neue Wege in der Seniorenarbeit zu suchen.
Das Altersbild ist in unserer Gesellschaft sehr negativ besetzt – Alt werden möchte jeder; alt sein möchte niemand, dem gilt es gegen zu steuern.

„Mitwirken statt zuschauen”

Das politische Motto des „Forum Katholische Seniorenarbeit” heißt „Mitwirken statt zuschauen”. Die „Altenpolitik” wurde in der Vergangenheit mehrfach als ein „egoistischer” bzw. „gruppenegoistischer” Bereich dargestellt und wahrgenommen. Die katholische Seniorenarbeit will sich aber nicht in diesem Sinn politisch engagieren Senioren, sondern wir verstehen unser Engagement vielmehr als Dialog der Generationen oder als Generationensolidarität.

Wenn wir uns in der Sozialpolitik zu Wort melden, dann gerade mit dem Ziel, dass die soziale Sicherung auch der kommenden Generationen in Deutschland gewährleistet bleibt. Der sozialen Herausforderung in den kommenden Jahren kann nach unserer Überzeugung nur durch ein intensives Miteinander der Generationen begegnet werden. So werden wir einerseits die Interessen der Senioren in den familienpolitischen Raum einbringen, uns aber auch verstärkt für eine kinderfreundliche Familienpolitik einsetzen.

Der gegenwärtige starke demografische Wandel, aber auch die biowissenschaftliche Forschung hat nicht zuletzt Auswirkungen auf das Menschenbild. Wir sehen die Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem Lebensalter bedroht. Deshalb ist es unerlässlich, generationsübergreifend Stellung zu beziehen. Nur wenn es uns gelingt, die Generationen wieder verstärkt miteinander ins Gespräch zu bringen und dem unproduktiven Konkurrenzkampf Alt gegen Jung und umgekehrt entgegen zu wirken, kann der soziale Friede gewährleistet bleiben. Es gilt zu sehen: Kinder sind unsere Zukunft, aber deren Zukunft ist das Alter.

Aktuelle Projekte:
Politische Aktion, Fachtagung, Kunstausstellung

Unter dem Motto „Die Würde des Menschen ist unantastbar” fand vor der Bundestagswahl 2002 eine Gemeinsame Aktion des Sozialpolitischen Arbeitskreises der Landesarbeitsgemeinschaft Freiburg/Rottenburg-Stuttgart und des Bundesforums Katholische Seniorenarbeit statt. Erstellt wurde ein Flyer, der bundesweite Unterstützung und Verbreitung fand. Außerdem wurde eine Briefaktion an die Politiker unseres Landes und an die Bundestagswahlkandidaten durchgeführt. Im Februar 2003 fand in Rastatt eine dreitägige Fachtagung statt mit dem Ziel, das Thema Menschenwürde verstärkt in das Bewusstsein der Senioren und der Öffentlichkeit zu bringen.

Soeben haben wir in der Galerie St. Eberhard die Kunstausstellung „Lebensspuren-Spuren zum Leben” zu den Leitbildern kirchlicher Seniorenarbeit eröffnet. Die Stuttgarter Künstlerin Kerstin Rehbein gestaltete die Leitbilder kirchlicher Seniorenarbeit auf Leinwand. Dies ist für uns ein neuer Weg, verschiedenen Generationen zu erreichen und ins Gespräch zu bringen. Die Bilder greifen Lebensthemen aller Menschen auf. Der Mensch in seiner Einzigartigkeit, seiner unverlierbaren Würde, als Gemeinschaftswesen, in seinen Beziehungserfahrungen und intergenerativen Begegnungen, Begegnungen mit sich selbst; der Menschen auch als Freiheitswesen mit seinen Lebensbrüchen, seinen Wegkreuzungen und in seiner Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und dem Sterben, aber auch mit der Zusage Gottes zur Versöhnung und Auferstehung. Begegnungen mit dem Leben hinterlassen Spuren, Spuren zum Menschsein, Spuren des Menschseins. Begegnungen vermitteln Hoffnung.

Die Ausstellung wird am 17. Mai beim Diözesanjubiläum in der Festhalle in Rottenburg und vom 28. bis 31. Mai auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin gezeigt. Ebenso ist sie zu sehen im Oktober in Hannover beim Deutschen Seniorentag und in Ulm 2004 beim Deutschen Katholikentag.

Um möglichst viele Personen zu erreichen und die Nachhaltigkeit zu gewährleisten, werden die Bilder ab Sommer in Kopien als Wanderausstellung zur Verfügung stehen. Umfangreiches Begleitmaterial für die Bildungsarbeit in unterschiedlichsten Gruppen steht ebenfalls bereit. Mit dem Projekt „ Lebensspuren- Spuren zum Leben”, dem Fortbildungsprogramm „Lebensqualität im Alter” und der Neuausrichtung des Forums werden so neue Wege beschritten.

 
 

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